In einem Beitrag, den ich Anfang des Jahres hier auf meinem Gesundheitsblock veröffentlichte, wurde unter anderem auch die Autophagie erwähnt. Dieser Begriff tauchte im Zusammenhang mit dem Intervallfasten auf und die vielen Rückmeldungen zeigten mir damals schon, dass viele Leser bis dahin kaum etwas über „Autophagie“ gehört hatten. Auch wenn ich Rückfragen immer ganz individuell beantworte, nahm ich mir vor, diesen lebenswichtigen Prozess, der sich da in unserem Körper abspielt, noch einmal in einem Beitrag zu thematisieren. Leider geriet dieses Vorhaben dann bei mir ein wenig in Vergessen.
Ende September brachte mir nun eine befreundete Heilbehandlerin einige ihrer ausgelesenen Fachbücher vorbei. Darunter befand sich auch ein ganz aktuelles Taschenbuch über die Autophagie und dieses nahm ich zum Anlass, mich endlich mit dem geplanten Beitrag zu beschäftigen. Der Autor beschreibt in seinem Buch, wie wir mit der Autophagie unsere Gesundheit stärken, Körperfett verlieren und Krankheiten vorbeugen können. Darüber hinaus erklärt er, wie wir diesen wichtigen Prozess ankurbeln können.
Zeitgleich machte mich ein Bekannter auf die Seite der Universität Wien aufmerksam, auf der in einem Forschungs-Newsletter aus dem Jahre 2017 über die Arbeit des Molekularbiologen Sascha Martens berichtet wird. Auch da geht es wieder um die Autophagie.
Zu lesen ist unter anderem: „Autophagie spielt bei vielen Krankheiten eine Rolle: bei Krebs und neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson, aber auch bei Entzündungen und Infektionskrankheiten. Wir wissen, dass diese Krankheiten entstehen, wenn Autophagie nicht richtig funktioniert. Ein nächster Schritt wäre herauszufinden, wie man mit den Ergebnissen aus unserer Grundlagenforschung Krankheiten beeinflussen und ihnen entgegenwirken kann„. Zitat Ende
Das Phänomen der Autophagie wurde erstmals in den 1960er Jahren beschrieben und lange Zeit beschäftigten sich nur kleine Forschergruppen mit diesem Thema. Das wandelte sich in den Jahren danach und 2016 wurde der Nobelpreis für Medizin an den Japaner Yoshinori Ohsumi für die Entdeckung der Autophagie-Mechanismen verliehen. Seine Arbeit hat das Verständnis dieses lebenswichtigen Prozesses dramatisch verändert, hieß es damals in der Begründung des Nobelpreiskomitees.
Erst durch Ohsumis Arbeit wurde klar, welche Prozesse dabei genau ablaufen und wie wichtig sie für die Gesundheit des Menschen sind. Mit einer Reihe von ausgeklügelten Experimenten zeigte er, dass 15 Gene bei der Autophagie wesentlich involviert sind. In seiner Arbeit beschrieb er das Netzwerk aus Signalen und Proteinen, die den Prozess in seinen verschiedenen Stadien steuern. (Quelle und weitere Informationen).
Forscher gehen davon aus, dass sich – dank dieser Entdeckung, Therapien gegen diverse Krankheiten entwickeln lassen. Während der Autophagie macht sich unsere zelleigene Müllabfuhr an die Arbeit und durchläuft ein ineinandergreifendes Recycling-System. Molekularer Zellmüll, der sich durch Stoffwechselvorgänge in den Zellen ansammelt und mit den Jahren viele der sogenannten Alterskrankheiten fördern kann, wird entsorgt und umgewandelt. Die Einzelteile werden teilweise wiederverwertet. Auch Bakterien und Viren, die in den Zellen eingedrungen sind, werden auf diesem Weg bekämpft. Bei der Autophagie verdauen sich die Zellen sozusagen selbst. Das heißt, defekte oder nicht mehr benötigte Zellbestandteile werden zunächst von einer Membran umhüllt und anschließend von Enzymen in kleinste Einzelteile zerlegt. Diese werden dann als Brennstoff für die Zellen genutzt oder als Bestandteil neuer Eiweißstoffe wieder verwendet.
Mit dem Begriff Autophagie, welcher sich aus den griechischen Wörtern „auto“ (selbst) und „phagie“ (fressen) zusammensetzt, ist also die Müllentsorgung im Inneren der Zelle gemeint.
Funktioniert diese Müllentsorgung nicht mehr, erstickt die Zelle quasi an ihren eigenen Abfallprodukten. Das kann zu schweren Krankheiten wie Alzheimer, Demenz, Diabetes Typ 2, Herzkrankheiten oder Parkinson, aber auch zu einer erhöhten Infektions- und Allergieanfälligkeit führen.
Jeder von uns kann diesen körpereigenen Prozess unterstützen
und je optimaler die Autophagie in unserem Organismus abläuft, umso größer ist die Chance auf ein gesundes und vitales Leben. Einige Studien gehen auch davon aus, dass Autophagie sogar das Altern selber verlangsamen kann.
Folgende Strategien können wir nutzen
• Eine ganz simple Möglichkeit habe ich in dem oben erwähnten Beitrag beschrieben. Denn die einfachste Methode ist, die Zellen eine gewisse Zeit hungern zu lassen. Erst wenn nicht mehr gegessen und verdaut wird, kann die körpereigene Müllabfuhr auf Hochtouren laufen. Mich wundert es gar nicht, dass es gerade im Heimatland des japanischen Nobelpreisträgers die Insel der Hundertjährigen „Okinawa“ gibt. Dort leben ungewöhnlich viele Hundertjährige. Die Inselbewohner haben weltweit die höchste Lebenserwartung und auch Demenz ist dort so gut wie kein Thema. Bei ihnen gibt es den Brauch des „Hara Hachi Bu“ – dabei wird nur so viel gegessen, bis man sich zu 80% satt fühlt. Zudem nehmen die meisten Menschen dort in der Regel eine letzte kleine Mahlzeit am späten Nachmittag oder frühen Abend zu sich.
Das Intervallfasten – bei dem zwischen 14 und 18 Stunden am Stück gefastet wird – soll den gleichen Effekt erzielen. Einen leichten Einstieg hat man, wenn man z.B. das Abendessen ausfallen lässt und so mit der Schlafenszeit schon auf eine Stundenzahl kommt, die den Vorgang der Autophagie anstößt.
• Auch Sport versetzt die Zellen – durch den erhöhten Energiebedarf – in einen Zustand, der die Autophagie fördert. Hier sind sowohl Kraft- als auch Ausdauersport denkbar. Wichtig ist das regelmäßige Absolvieren über eine längere Zeit. In diesem Beitrag lesen Sie, wie einfach sich tägliche Bewegung in den Alltag einbauen lässt.
• Mit bestimmten Nahrungsmitteln können wir ebenfalls unsere Müllabfuhr unterstützen. Hier ist das Schlagwort „Spermidinhaltig“. Besonders Äpfel, Erbsen, gereifter Käse, Kartoffeln, Keimgemüse, Nüsse, Pilze, Salat, Vollkornprodukte, Weizenkeime und Zitrusfrüchte sind gute Lieferanten. Zwar können unsere Zellen die Substanz auch selbst herstellen und Mikroorganismen, die in unserem Darm wohnen, produzieren ebenfalls Spermidin, aber die Ernährung stellt eine wichtige Spermidinquelle dar. Denn mit zunehmendem Alter nimmt die Spermidinproduktion unserer Zellen ab. Auf dieser Seite finden Sie zu allen Lebensmittelgruppen die wichtigsten Spermidinquellen aufgelistet. In bestimmten Fällen kann man die Ernährung auch mit der Einnahme eines Nahrungsergänzungsmittels unterstützen und so für eine konstante Versorgung mit Spermidin sorgen.
Gut zu wissen: Durch Sport und Fasten erhöht sich die Menge an Spermidin im Organismus.
Den Kaffeetrinkern unter uns wird es freuen, dass Wissenschaftler herausgefunden haben, dass auch der Kaffeegenuss die Autophagie auslöst. Innerhalb von einer bis vier Stunden nach dem Kaffeetrinken kommt es zu einer starken Ankurbelung der Autophagie in allen untersuchten Organen. Dies gilt auch für entkoffeinierten Kaffee, da man davon ausgeht, dass es nicht am Koffein liegt. Man vermutet, dass sekundäre Pflanzenstoffe, sogenannte Polyphenole im Kaffee, diese Wirkung erzeugen. Dabei gilt zu beachten, dass tierisches Eiweiß die Autophagie wiederum hemmt. Mit Kaffeesahne oder Kuhmilch sollte der Kaffee also nicht geweißt werden. Wer schwarzen Kaffee nicht mag, kann auf die pflanzlichen Alternativen wie z. B. Mandel- oder Hafermilch ausweichen.
Zum weiteren Einlesen möchte ich das oben erwähnte Buch empfehlen.
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Über Wirksam Heilen:
Der Verlag „Wirksam heilen“ ist ein Herzensprojekt das von Bärbel Puls im Jahr 2014 gegründet wurde. Aufgrund eigener, gesundheitlicher Probleme beschäftigte sich Frau Puls bereits sehr früh und sehr intensiv mit diversen Erkrankungen sowie wirksamen Naturheilverfahren. Im Jahr 2006 folgte die Gründung des Schüssler-Forums, das schnell eine wichtige Anlaufstelle für viele Menschen mit gesundheitlichen Problemen in Deutschland wurde. Im Jahr 2014 wurde dann „Wirksam Heilen“ ins Leben gerufen, ein umfassendes Compendium und digitales Nachschlagewerk zu einer Vielzahl von Erkrankungen und Gesundheitsproblemen sowie alternative und wirksame Behandlungsmethoden dazu.
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