Bei den Wassertherapien nach Kneipp steht sehr oft die Stärkung der körpereigenen Abwehrkräfte im Mittelpunkt. Darum werden gerade zu Beginn der nass-kalten Jahreszeit die unterschiedlichsten Kneippanwendungen praktiziert. Wer jetzt abwinkt, weil er sich – wegen der hohen Energiekosten und den damit verbundenen Sparmaßnahmen – teure Wannenbäder nicht mehr leisten kann, dem möchte ich kostengünstige Kneippanwendungen aufzeigen. Sie fordern allerdings ein wenig Konsequenz und Durchhaltevermögen, denn die gute Wirkung stellt sich nicht nach ein oder zwei Anwendungen ein. Aber sie wirken zuverlässig, wenn sie über mehrere Monate, mehrmals die Woche durchgeführt werden.
Sebastian Kneipp (1821-1897) erkrankte während seiner Gymnasialzeit an Tuberkulose, einer damals häufig tödlich verlaufenden Lungenkrankheit. Er heilte diese aber unter anderem durch das regelmäßige Baden in kaltem Wasser und dem Absolvieren von Halbbädern und Güssen. Er setzte damit auf die Selbstheilungskräfte des Körpers. Angeregt hatte ihn ein Buch, welches er in einer Bibliothek entdeckte. In einer Abhandlung hatte der schlesische Mediziner Johann Siegmund Hahn schon 1738 das zusammengetragen, was die Menschen schon jahrtausendelang vor ihm an Wasseranwendungen praktizierten. Denn Bäder nutze man bereits in der Antike als Heilmittel. Begeistert von seinem Therapieerfolg behandelte Kneipp ab 1850 bereits erste Studienkollegen.
Zum Thema Wasser schrieb Pfarrer Kneipp damals u.a.:
„… für den gesunden Menschen ein vorzügliches Mittel, seine Gesundheit und Kraft zu erhalten, so ist es auch in der Krankheit das erste Heilmittel; es ist das natürlichste, einfachste und – wenn recht angewendet – das sicherste Mittel“…
Neben den Wasseranwendungen war für Pfarrer Kneipp aber damals schon die Ernährung ein wichtiger Pfeiler seiner Gesundheitslehre und er schrieb:
„So lange keine durchgreifende Änderung in unserem Ernährungssystem eintritt, können die argen Schäden, an denen die Menschheit krankt, nicht behoben werden, es wird im Gegenteil noch schlechter werden“ (Quelle und weitere Informationen).
In 2015 hatte ich das Kneippen schon einmal thematisiert und darüber geschrieben, wie einfach man dieses für sich und die ganze Familie gestalten kann. Denn Erwachsene und Kinder – etwa ab dem Kindergartenalter – haben z.B. die Möglichkeit des Wassertretens und der Kalten- und Wechselgüsse oder Duschen. Selbst für Säuglinge – etwa ab dem sechsten Lebensmonat – gibt es geeignete Anwendungen.
Gerade an das Wasser- oder auch Tautreten können Kinder spielerisch herangeführt werden. Dafür sind in den Herbst und Wintermonaten manchmal nur taufrische Wiesen, Bachläufe oder auch ein kurzes Gehen in frisch gefallenem Schnee nötig.
Für das Wassertreten zu Hause füllt man einen großen Eimer oder einen Bottich bis auf Mitte Wadenhöhe mit leitungskaltem Wasser. Nun stellt man sich in das Wasser und schreitet auf der Stelle, wobei bei jedem Schritt ein Bein völlig aus dem Wasser herausgezogen und dabei die Fußspitze etwas nach unten gebeugt wird. Kinder und ältere Menschen sollten diese Anwendung in Beisein einer helfenden Hand absolvieren. Ist dieses nicht möglich, kann die Übung auch im Sitzen durchgeführt werden. Dafür setzen Sie sich am besten vor das Gefäß auf einen Stuhl und heben die Beine abwechselnd aus dem Wasser.
Sobald ein Kältereiz einsetzt, das Wassertreten beenden. Die Füße nicht mit einem Handtuch abtrocknen. Streifen Sie das Wasser einfach mit den Händen ab und ziehen Socken und Schuhe an. Durch leichte Fußgymnastik oder Gehen kann für ein angenehmes Wärmegefühl gesorgt werden.
Wer sich für das Wassertreten nicht entscheiden kann, für den sind Armbäder vielleicht eine Möglichkeit. Hierfür zuerst den rechten, dann den linken Arm bis zur Mitte des Oberarmes in eine Schüssel oder dem Waschbecken mit kaltem Wasser eintauchen und 10 bis 30 Sekunden oder bis der Kältereiz spürbar ist, im Wasser lassen. Danach streifen Sie das Wasser ab, ziehen ein Oberteil an und schwingen die Arme kräftig, bis sich auch hier ein angenehmes Wärmegefühl ausbreitet.
Regelmäßig durchgeführt stärken diese Anwendungen das Immunsystem, sie wirken abhärtend, durchblutungsfördernd, stoffwechselanregend und venenkräftigend. Sie lindern zudem Kopf- oder Migräneschmerzen und fördern – bei Anwendung am Abend – den Schlaf.
Aber beachten Sie:
Bei einer Harnwegs- oder Unterleibsinfektion, Blasen- oder Nierenkrankheit und schweren arteriellen Durchblutungsstörungen sollte das Wassertreten nicht absolviert werden. Zudem sollten Frauen während der Periode vorsichtig antesten, ob ihnen die Anwendung bekommt.
Auch Studien belegen die gute Wirkung
So untersuchte beispielsweise eine Studie des Kompetenzzentrums für Naturheilverfahren der Universität Jena, die Wirkung von Wasseranwendungen auf das Immunsystem von Patienten mit chronischer Bronchitis. Über zehn Wochen wurde der Oberkörper der Probanden mit Kälte behandelt, dreimal wöchentlich mit Güssen, zweimal pro Woche mit Waschungen. Fazit: Die Anzahl der Lymphozyten stieg um dreizehn Prozent, die Zahl jener Infekte, unter denen die Behandelten aufgrund einer zuvor eher eingeschränkten Lungenfunktion gewöhnlich litten, sank. Weitere Studien kamen zum gleichen Ergebnis und konnten einen vergleichbaren Anstieg von Immunzellen aufweisen, was mit der Anpassung des Immunsystems an die wiederholten Reize der Kaltwasserbehandlung begründet werden konnte. Der Organismus hatte somit gelernt, auf wiederkehrende äußere Reize angemessen zu reagieren. Dies bedeutet zum einen ein Training der komplexen Vorgänge im Immunsystem – die Abhärtung. Zum anderen wappnet die größere Zahl der Immunzellen den Körper besser gegen Krankheitserreger: Die Stärkung des Immunsystems.
Abhärtung als Mittel der Wahl zugunsten des Immunsystems
Die Jenaer Ärzte konnten aus diesen Ergebnissen schlussfolgern, dass sich durch regelmäßige Kaltwassergüsse über den Mindestzeitraum von zehn Wochen die Anfälligkeit für Atemwegsinfekte wirksam senken lässt.
Weitere Studien wurden 2007 von der namensgleichen Stiftung mit dem Sebastian Kneipp Preis ausgezeichnet: Dr. med. Eva Jacob aus Bad Wörishofen stellte fest, dass einfache Kaltwasseranwendungen gemeinsam mit den weiteren Aspekten der Kneipp-Kur eine blutdrucksenkenden Wirkung haben. Sie ermöglichen zudem eine verbesserte Blutdruckeinstellung mit weniger Medikamenten und können sogar zu einer Leistungssteigerung beitragen (Quelle und weitere Informationen).
Auf eine Anwendung, die sich gerade in der nasskalten Jahreszeit bewährt hat, machte mich vor vielen Jahren eine Abonnentin aufmerksam. Sie arbeitet in einer Kneipp-Kurklinik und schwört auf ein „Fußbad“, mit dem sich Erkältungskrankheiten erfolgreich behandeln lassen. In ihrer Anleitung unterstrich sie den Satz, dass es ganz wichtig sei, gleich bei den ersten Anzeichen einer Erkältung / Entzündung damit zu beginnen.
Aufsteigendes Fußbad
Füllen Sie einen Eimer oder eine Wanne, in der Sie Platz für beide Beine bis ca. Mitte der Waden haben, mit 35°C warmem Wasser. Geben Sie etwas Thymian-, Eukalyptus- oder Fichtennadel-Badeöl dazu. Halten Sie zwei Thermoskannen mit sehr heißem Wasser, ein Badethermometer und ein Frotteetuch bereit. Nun machen Sie es sich auf dem Sofa bequem und stecken beide Füße ins warme Wasser. Innerhalb von 12 bis 15 Minuten geben Sie nach und nach heißes Wasser dazu, bis das Wasser 39 bis 41°C erreicht hat. Lassen Sie die Füße noch gut 5 Minuten im Wasserbad, trocknen diese anschließend gut ab und schlüpfen dann ins vorgewärmte Bett. Vorsicht bei Krampfadern: Dann das Wasser nur bis zu den Knöcheln ein- bzw. auffüllen, das übrige Wasser jeweils abschöpfen. Dafür vor der Anwendung einfach eine kleine Schüssel und einen Becher zusätzlich bereitstellen.
Wer sich angesprochen fühlt und mehr über das Kneippen erfahren möchte, dem empfehle ich das „Große Kneipp Gesundheitsbuch“ (Mehr als nur Wassertreten). Es ist 2022 in einer Neuauflage veröffentlicht worden. Ratsuchende finden darin die besten Anwendungen bei über 30 gesundheitlichen Beschwerden. Alltagstauglich beschreibt der Autor „Kneippen zu Hause“ und zeigt die wichtigsten Anwendungen in Form von Schritt für Schritt Anleitungen auf.
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Über Wirksam Heilen:
Der Verlag „Wirksam heilen“ ist ein Herzensprojekt das von Bärbel Puls im Jahr 2014 gegründet wurde. Aufgrund eigener, gesundheitlicher Probleme beschäftigte sich Frau Puls bereits sehr früh und sehr intensiv mit diversen Erkrankungen sowie wirksamen Naturheilverfahren. Im Jahr 2006 folgte die Gründung des Schüssler-Forums, das schnell eine wichtige Anlaufstelle für viele Menschen mit gesundheitlichen Problemen in Deutschland wurde. Im Jahr 2014 wurde dann „Wirksam Heilen“ ins Leben gerufen, ein umfassendes Compendium und digitales Nachschlagewerk zu einer Vielzahl von Erkrankungen und Gesundheitsproblemen sowie alternative und wirksame Behandlungsmethoden dazu.
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