Und nicht nur das. Dass richtiges Atmen sogar heilen kann, wussten schon Gelehrte vor über 4.000 Jahren. Ägyptische Grabinschriften besagen, dass die „Heilkunst mit dem Atem„ derjenigen mit „dem Messer oder mit Pflanzensäften“ überlegen ist. Und Voltaire hat im 18. Jahrhundert geschrieben: „Ein guter Teil der Krankheiten kann weggeatmet werden!“
In jeder großen Lehre der Menschheit wird der Atem als Zugang zum Körper genutzt. Und das wirklich Gute daran: Wir haben ihn ja immer dabei. Es gibt Atemtechniken, die nachweislich Angstzustände lindern, bei Schlafstörungen helfen und die bei sehr vielen Beschwerden Besserung bringen oder uns einfach mehr Konzentrationsfähigkeit und Vitalität bescheren.
Leistungssportler steigern mit der richtigen Atemtechnik ihr Lungenvolumen und damit ihre Ausdauer. Sie nutzen die Atmung zum eigenen Vorteil und versorgen den Körper optimal mit Sauerstoff, um Höchstleistungen zu erbringen.
Auch psychologische Effekte, wie die Reduktion von Stress, können durch die richtige Atemtechnik erreicht werden. Wer also mehr Achtsamkeit in seinen Alltag einbaut, immer wieder bewusst und langsam atmet, steigert neben der Leistungsfähigkeit auch die Lebensqualität. Wenn man z.B. das Ausatmen verlängert, wirkt dieses sogar blutdrucksenkend. Der Ruhepuls wird langsamer und die Herzfrequenz sinkt.
Warum ein gesunder Atemrhythmus so entscheidend ist
Weil unser Körper das mit der Atmung ganz alleine hinbekommt, machen wir uns darüber so selten – wenn überhaupt einmal – Gedanken. Aber falsches Atmen kann krank machen. Kopf-, Nacken- oder Rückenschmerzen, Schlafstörungen oder gar Verdauungsbeschwerden, haben nicht selten auch mit einer falschen Atmung zu tun. Und anders herum können wir, mit einer bewussten Atmung, die Behandlung vieler Beschwerden unterstützen oder diese sogar vermeiden.
So stimuliert eine tiefe Bauchatmung die inneren Organe, sie verbessert die Durchblutung, den Zellstoffwechsel, die Immunabwehr und sogar die Verdauung. Und die richtige Atmung wirkt zudem direkt auf die Psyche. Denn es ist praktisch nicht möglich in Stress zu geraten, solange wir bewusst und tief atmen. Egal in welcher stressigen Situation Sie sich befinden, denken Sie daran, dass Sie alleine mit einer ruhigen Atmung dem Stress entgegenwirken können.
Durch die Nase oder durch den Mund?
Aus medizinischer Sicht ist die Antwort klar: Die Nase ist die bessere Wahl beim Ein- und beim Ausatmen. Denn die Nase sorgt dafür, dass einströmende Luft sauber, warm und befeuchtet ist. Gleichzeitig atmen Menschen durch sie meist vollständiger aus als durch den Mund. Und das ist Voraussetzung dafür, wieder tief einatmen zu können. Auch in Sachen Sauerstoffversorgung ist die Nasenatmung von Vorteil. Denn wer durch die Nase atmet, nimmt rund zehn Prozent mehr Sauerstoff auf. Grund dafür ist das Gas Stickstoffmonoxid, welches bei der Nasenatmung bereits in den Nasennebenhöhlen gebildet und automatisch in die Lungen transportiert wird. Dort angekommen fördert es die Durchblutung der Lungenbläschen, welche dann mehr Sauerstoff ins Blut aufnehmen können. Gelangt das lebenswichtige Gas ins Blut, hat das auch einen positiven Effekt auf die Organe. Man fühlt sich sowohl geistig als auch körperlich leistungsfähiger.
Wer nun aber statt durch die Nase über den Mund ein- und ausatmet, wird nicht sofort krank. Doch strömt die Luft über den Mundraum direkt in den Rachen, kann das – laut der Deutschen Lungenstiftung – einige Nachteile haben. So gelangen Staubteilchen und andere Schmutzpartikel bei der Mundatmung in die Luftröhre und Lungen. Langfristig kann das nicht nur die Schleimhäute schädigen, sondern auch das Risiko für Lungenerkrankungen erhöhen. Der wohl wichtigste Grund, warum man häufiger durch die Nase atmen sollte, ist daher die Reinigung der Atemluft. In der Nase befinden sich kleine Flimmerhärchen, die die Luft von Schmutz und Staub filtern. Gefährliche Partikel bleiben so bereits in der Nasenmuschel und den Nasenlöchern hängen.
In Brust oder Bauch?
Atmen ist aber nicht gleich Atmen. Wir können die Luft in unseren Brustkorb schicken – oder gefühlt ganz tief in unseren Bauch. Letzteres – die sogenannte Zwerchfellatmung – ist die Urform der Atmung. Das Zwerchfell ist ein großer Atemmuskel, der unterhalb der Lunge sitzt und sich bei der Bauchatmung anspannt. Leider verlernen die meisten von uns im Laufe des Lebens diese Zwerchfellatmung. Hektik und Stress sorgen z.B. dafür, dass unsere Atmung flacher wird. Mit dem Nachteil, dass wir in die sogenannte Brustatmung kommen. Diese ist reine Energieverschwendung, weil dafür sehr viele Muskeln aktiviert werden, die wir eigentlich für das Atmen gar nicht brauchen. Wir haben also mit der flachen Atmung deutlich weniger Energie zur Verfügung.
Sportler, die um diese Energieverschwendung wissen, trainieren sich die Bauchatmung an, so dass sie mehr und mehr zur Routine wird. Statt einer Atemfrequenz von 15 bis 20 Atemzügen pro Minute, trainieren sie die Atmung auf 6 bis 7 Atemzüge herunter.
Auf dem Weg dahin kann es sich lohnen, einen Yogakurs zu besuchen. Denn dort liegt ebenfalls der Fokus darauf, die Zwerchfellatmung zu trainieren. Ein bewusstes und intensives Atmen kann man auch als Entspannungsübung in den täglichen Ablauf einbauen.
Das geht im Alltag wirklich zwischendurch – zum Beispiel am Arbeitsplatz, in der Bahn oder wenn Sie in einer Warteschlange stehen. Nach einer kurzen Trainingszeit können Sie die Übung im Liegen, Stehen oder Sitzen durchführen. Zu Beginn wird es Ihnen leichter fallen, wenn Sie die Augen schließen und eine Hand auf den Unterbauch legen. Dann vertiefen Sie die Atmung so, dass sich die Bauchdecke mit jeder Einatmung hebt und mit dem Ausatmen wieder senkt. Forschende gehen davon aus, dass solche Atemübungen deshalb so entspannend, erholsam und beruhigend sind, weil sie den Teil des vegetativen Nervensystems, der für Ruhezustände in Körper und Geist verantwortlich ist, aktivieren.
Wer sich näher mit dem Thema beschäftigen möchte, findet in der Atemtherapie sehr gute Ansätze. Tatsächlich ist der Atem der einfachste und immer greifbare Schlüssel zu mehr Ausgeglichenheit und einem kühlen Kopf. Auch die Arbeits- und Forschungsgemeinschaft für Atempädagogik und Atemtherapien hat eine Fülle von körperlichen wie seelischen Anwendungsgebieten aufgelistet, wo sich die Atemtherapie als hilfreich erweist. So z.B. bei Asthma, Herz-Kreislauf-Krankheiten und Migräne, als Begleitung in Lebenskrisen und stressigen Zeiten sowie bei Depressionen und Angststörungen. Wobei die Stressbewältigung eine immer größere Bedeutung bekommt.
Das Buch „Der Erfahrbare Atem„ von Ilse Middendorf ist ebenfalls empfehlswert. Es ist eine Einführung in Theorie und Praxis der von der Autorin in jahrzehntelanger Arbeit entwickelten Methoden der Atemtherapie. Das Buch wendet sich an therapeutische und pädagogische Fachleute aber auch an Laien, die für sich selbst einen neuen Zugang zum Atemgeschehen gewinnen wollen. 2 CDs mit praktischen Übungsteilen erleichtern das Erlernen.
In diesem Video kommt Ilse Middendorf (September 1910 bis Mai 2009) zu Wort. Sie hat noch mit über 90 Jahren Kurse in der von ihr entwickelten Atemtherapie abgehalten.
Hinweis
Wer sich für eine Atemtherapie unter professioneller Anleitung entscheidet, muss wissen, dass der Begriff Atemtherapeut in Deutschland nicht geschützt ist. Daher ist es wichtig, sich an einen gut ausgebildeten und geschulten Therapeuten zu wenden, vor allem wenn bereits Erkrankungen vorliegen. Hier finden Sie eine Therapeutenliste und zusätzliche Informationen.
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Über Wirksam Heilen:
Der Verlag „Wirksam heilen“ ist ein Herzensprojekt das von Bärbel Puls im Jahr 2014 gegründet wurde.
Aufgrund eigener, gesundheitlicher Probleme beschäftigte sich Frau Puls bereits sehr früh und sehr intensiv mit diversen Erkrankungen sowie wirksamen Naturheilverfahren. Im Jahr 2006 gründete sie das Schüssler-Forum, das schnell eine wichtige Anlaufstelle für viele Menschen mit gesundheitlichen Problemen in Deutschland wurde. Im Jahr 2014 wurde dann „Wirksam Heilen“ ins Leben gerufen, ein umfassendes Compendium und digitales Nachschlagewerk zu einer Vielzahl von Erkrankungen und Gesundheitsproblemen sowie alternative und wirksame Behandlungsmethoden dazu. Beide Projekte wurden im Dezember 2022 von BENE NATURA D.O.O. – Geschäftsführer Stefan Lackermeier – übernommen. Bärbel Puls wird als Gastautorin weiterhin Beiträge veröffentlichen.
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