Normalerweise läuft ,,das Atmen“ bei uns völlig unbewusst ab und kaum einem ist bekannt, dass man durchaus auch falsch atmen kann. Aber Fakt ist: Viele Erwachsene haben schlichtweg verlernt, richtig zu atmen. Ihnen ist oft nicht klar, dass zur Atmung nicht nur das Ein- und Ausatmen, sondern auch eine Pause zwischen dem Ein- und Ausatmen wichtig ist.
Dass manch einer sich diese Pausen nicht gönnt, mag unserer insgesamt schnelllebigen Zeit geschuldet sein. Im Job und selbst in der Freizeit werden Pausen einfach eliminiert und dieses zieht sich dann scheinbar durch – bis hin zur Atmung.
Dabei kann dieses falsche Atmen krank machen
Kopf-, Nacken- oder Rückenschmerzen, Schlafstörungen oder gar Verdauungsbeschwerden haben nicht selten auch mit einer falschen Atmung zu tun. Und anders herum können wir, mit einer bewussten Atmung, die Behandlung vieler Beschwerden unterstützen oder diese sogar vermeiden.
In jeder großen Lehre der Menschheit wird der Atem als Zugang zum Körper genutzt. Und das wirklich Gute daran: Wir haben ihn ja immer dabei. Es gibt Atemtechniken, die nachweislich Angstzustände lindern, bei Schlafstörungen helfen und die bei den oben aufgeführten Beschwerden Besserung bringen oder uns einfach mehr Konzentrationsfähigkeit und Vitalität bescheren.
Wie aber sieht es bei Anspannung und unter Stress aus?
Wir alle kennen es: Bei Hektik und Stress – egal ob im Job oder im normalen Alltag – holen wir zu hastig und zu flach Luft. Das hat zur Folge, dass wir – anstatt uns durch tiefe Atemzüge mit Sauerstoff zu versorgen – die verbrauchte Luft quasi nur hin und her schieben. Durch die ungenügende Versorgung mit Sauerstoff werden Gewebe, Organe und vor allem das Gehirn schlecht durchblutet. Und genau damit schädigen wir nicht nur den Zellstoffwechsel und unsere Immunabwehr, sondern beeinträchtigen auch ganz entscheidend unsere Stimmung, die Leistungsfähigkeit und auch unsere Konzentrationsfähigkeit.
Aus dem Yoga kenne ich den Satz „wer richtig atmet, wird nie wieder unter Stress leiden“
Kontrolliertes Atmen ist eine der simpelsten Atemübungen und die wirksamste Methode, um Stress abzubauen und für Entspannung zu sorgen.
Und klinische Studien belegen, dass regelmäßiges Atemtraining nicht nur bei der Therapie von Atemwegs- und Lungenerkrankungen äußerst positive Wirkungen zeigen. Mit der richtigen Atmung können wir sogar dauerhaft unsere Atemleistung und damit unsere Leistung insgesamt verbessern. So werden verschiedene Methoden und Techniken der Atemübungen zum Vorbeugen einer Lungenentzündung und auch bei Asthma eingesetzt. Leistungssportler steigern mit der richtigen Atemtechnik ihr Lungenvolumen und damit ihre Ausdauer.
Dass richtiges Atmen sogar heilen kann, wussten schon Gelehrte vor rund 4000 Jahren. Ägyptische Grabinschriften besagen, dass die „Heilkunst mit dem Atem„, derjenigen mit „dem Messer oder mit Pflanzensäften“ überlegen ist. Und Voltaire hat im 18. Jahrhundert geschrieben: „Ein guter Teil der Krankheiten kann weggeatmet werden!“
Auf dieser Seite kommt in einem kleinen Video auch die deutsche Atemtherapeutin und Begründerin einer Atemlehre Ilse Middendorf (September 1910 bis Mai 2009) zu Wort. Noch mit über 90 Jahren hat sie Kurse in der von ihr entwickelten Atemtherapie – die sie selbst als Erfahrbarer Atem bezeichnete – abgehalten.
Warum ein gesunder Atemrhythmus so entscheidend ist
Eine tiefe Bauchatmung stimuliert die inneren Organe, sie verbessert die Durchblutung, den Zellstoffwechsel, die Immunabwehr und die Verdauung. Aber die Atmung wirkt auch direkt auf die Psyche. Und hier greift der obige Satz, denn es ist praktisch nicht möglich in Stress zu geraten, solange wir bewusst und tief atmen. Egal in welcher stressigen Situation Sie sich befinden, denken Sie daran, dass wir alleine mit einer ruhigen Atmung dem Stress entgegen wirken können. Mit der richtigen Atmung – in der wir bis zu 15 Mal pro Minute mit jedem Atemzug rund 500 Milliliter Luft aufnehmen – gehen wir viel überlegter und gelassener an eine Sache heran.
Im Schlaf oder wenn wir ganz bewusst atmen, machen wir es richtig. Bewusst können wir langsamer oder schneller, flacher oder tiefer atmen und was wichtig ist, wir aktivieren dabei unsere Bauchatmung. Beim Ausatmen und in der Atempause entspannen wir dann automatisch und es werden Stimmung und Konzentration verbessert.
Welchen Einfluss unsere Atmung auf unsere Gesundheit haben kann, konnten Sie oben schon lesen. Aber es geht noch weiter, denn richtiges Atmen kann unseren Blutdruck senken und liefert unserem Organismus rund 90 Prozent des Sauerstoffs, den er braucht, um seinen Säure-Basen-Haushalt zu regulieren. Zudem hilft tiefes Durchatmen, bis zu 70 Prozent der über die Luft aufgenommenen Gifte auszuscheiden, was wiederum die Entgiftungsorgane wie Haut, Harnwege und Dickdarm entlastet und nicht zuletzt, stärkt eine gesunde Atmung auch das Herz-Kreislauf-System.
Atemübungen gegen Stress
Im Netz finden sich viele einfache Atemübungen, mit deren Hilfe Sie schnell entspannen können und sich Stress, Frust oder Wut ganz einfach wegatmen lassen.
So ist zum Beispiel die 4-6-8-Methode wirklich überall praktikabel und umsetzbar. Setzen oder stellen Sie sich dazu aufrecht hin, halten Sie die Schultern gerade, legen Sie Ihre Hand auf den Bauch und versuchen Sie nur durch die Nase dorthin zu atmen. Der Brustkorb sollte sich bei dieser Atmung kaum heben, der Bauch sich spürbar nach außen wölben. Die Übung selber sieht dann so aus, dass Sie
- durch die Nase einatmen und dabei langsam bis 4 zählen –
- dann die Luft anhalten und bei gleichem Tempo weiter bis zur 6 zählen und
- durch den Mund ausatmen und weiter bis zur 8 zählen.
Ein kompletter Atemzyklus, also Einatmen – Luft anhalten – Ausatmen, hat immer die Zähldauer von 1 bis 8.
Das Ganze wiederholen Sie mindestens fünf Mal. Mit der Zeit und ein wenig Übung werden Sie die Hand auf dem Bauch nicht mehr brauchen, weil Ihr Atem ganz automatisch in den Bauchraum gelangt.
Und für den Alltag gilt: Holen Sie nicht einfach nur Luft, sondern atmen Sie regelmäßig tief durch. Wann immer möglich, öffnen Sie Türen und Fenster, lassen Sie frische Luft in den Raum und atmen Sie einige Minuten bewusst und gründlich tief durch. Machen Sie da ein tägliches Ritual draus und Sie werden sehen, wie viel besser es Ihnen geht. Das kommt oft auch in Gesichtsausdruck und Körperhaltung zum Ausdruck.
Eine weitere Methode hatte ich Ihnen in diesem Beitrag vorgestellt und dort auch ein Buch empfohlen. „Der Erfahrbare Atem“ von Ilse Middendorf ist eine Einführung in Theorie und Praxis der von der Autorin in jahrzehntelanger Arbeit entwickelten Methoden der Atemtherapie und Atempflege. Das Buch wendet sich an therapeutische und pädagogische Fachleute ebenso wie an Laien, die für sich selbst einen neuen Zugang zum Atemgeschehen gewinnen wollen. 2 CDs mit praktischen Übungsteilen erleichtern das Erlernen.
Wer sich für eine Atemtherapie unter professioneller Anleitung entscheidet, muss wissen, dass der Begriff Atemtherapeut in Deutschland nicht geschützt ist. Daher ist es wichtig, sich an einen gut ausgebildeten und geschulten Therapeuten zu wenden, vor allem wenn bereits Erkrankungen vorliegen. Hier finden Sie eine Therapeutenliste und zusätzliche Informationen.
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Über Wirksam Heilen:
Der Verlag „Wirksam heilen“ ist ein Herzensprojekt das von Bärbel Puls im Jahr 2014 gegründet wurde. Aufgrund eigener, gesundheitlicher Probleme beschäftigte sich Frau Puls bereits sehr früh und sehr intensiv mit diversen Erkrankungen sowie wirksamen Naturheilverfahren. Im Jahr 2006 folgte die Gründung des Schüssler-Forums, das schnell eine wichtige Anlaufstelle für viele Menschen mit gesundheitlichen Problemen in Deutschland wurde. Im Jahr 2014 wurde dann „Wirksam Heilen“ ins Leben gerufen, ein umfassendes Compendium und digitales Nachschlagewerk zu einer Vielzahl von Erkrankungen und Gesundheitsproblemen sowie alternative und wirksame Behandlungsmethoden dazu.
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Ausbildung Schüßler Salze
Alex meint
Danke für die vielen Tipps. Wir lernen in der Schule rechnen, schreiben usw. Warum aber beispielsweise im Turnunterricht solche grundlegenden Dinge?