Lebensmittelzusatzstoffe. Dieses Wort an sich macht schon nachdenklich. Und schaut man dann auf die Möglichkeiten: 22 Oberbegriffe stehen als Hauptfunktionen für die knapp 320 Stoffe, die bislang zugelassen sind, kommt die Frage auf, ob all das wirklich nötig ist. Da gibt es Antioxidationsmittel, Backtriebmittel, Emulgatoren, Farbstoffe, Geliermittel, Geschmacksverstärker, Mehlbehandlungsmittel, Säuerungsmittel, Süßungsmittel, Trennmittel oder Verdickungsmittel, um nur ein paar der Funktionsmittel zu nennen. Erkennbar sind diese Zusatzstoffe oft – aber nicht immer – an dem „E“ in der Zutatenliste.
Interessierte finden hier die ges. Auflistung mit allen E-Nummern, Bezeichnungen und Hauptfunktionen.
Wie in meinem letzten Beitrag angekündigt, möchte ich heute diese Zusatzstoffe einmal näher unter die Lupe nehmen.
Bevor ein Zusatzstoff zugelassen wird,
muss er ein strenges Zulassungsverfahren durchlaufen und von der EBL (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit / englisch = European Food Safety Authority = EFSA) als gesundheitlich unbedenklich eingestuft werden. Während manche Stoffe dann ohne Mengenbegrenzung in allen Lebensmitteln verwendet werden dürfen, wird der Einsatz anderer Lebensmittelzusatzstoffe beschränkt und es werden Höchstmengen vorgeschrieben. Milchsäure (E270) und Zitronensäure (E330) können zum Beispiel in fast allen verarbeiteten Nahrungsmitteln verwendet werden, während andere Zusatzstoffe, wie z.B. Natamycin (E235), eingeschränkt zulässig sind. Letzteres darf nur als Konservierungsmittel für die Oberflächenbehandlung von Käse und luftgetrockneter Wurst verwendet werden.
Zur Sicherheit haben Experten der WHO (Weltgesundheitsorganisation) sogenannte ADI-Werte (engl. „Acceptable Daily Intake“) festgelegt, die den Höchstwert der erlaubten täglichen Aufnahmemenge angeben.
Die EBL schreibt u.a. auf ihrer Seite: Lebensmittelzusatzstoffe sind Substanzen, die Lebensmitteln absichtlich zugesetzt werden, um bestimmte technologische Funktionen zu erfüllen, z.B. um Lebensmittel zu färben, zu süßen oder zu konservieren. In der Europäischen Union (EU) sind alle Lebensmittelzusatzstoffe mit E-Nummern gekennzeichnet, und sie sind immer auf den Verpackungen der Lebensmittel, in denen sie verwendet werden, auf der Liste der Inhaltsstoffe anzugeben. Auf dem Etikett muss sowohl die Funktion des Zusatzstoffs im fertigen Lebensmittel (z.B. Farbstoff, Konservierungsmittel etc.) als auch die spezifische verwendete Substanz mit entsprechender E-Nummer oder dem Namen (z.B. E415 oder Xanthangummi) aufgeführt sein. Die Zusatzstoffe, die am häufigsten auf Lebensmitteletiketten zu finden sind, sind Antioxidationsmittel (zur Vorbeugung gegen ein Verderben der Lebensmittel infolge von Oxidation), Farbstoffe, Emulgatoren, Stabilisatoren, Gelier- und Verdickungsmittel, Konservierungsmittel und Süßungsmittel. Zitat Ende
Nun werden immer mehr kritische Stimmen laut, die Warnhinweise bezüglich bestimmter Lebensmittelzusatzstoffe aussprechen. Zudem sollen einige Zusatzstoffe bei entsprechend veranlagten Menschen zu Unverträglichkeitsreaktionen und Allergien führen. Ein paar Beispiele:
- Farbstoffe: 2007 berichtete das Fachmagazin “The Lancet“ über eine britische Studie, die herausgefunden hatte, dass Azofarbstoffe das Risiko bei Kindern erhöhte, ein überaktives Verhalten (das sog. Zappelphilipp-Syndrom, auch bekannt als ADHS = Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) zu entwickeln. Seit 2011 nun müssen Lebensmittel mit bestimmten Azofarben den Warnhinweis „Kann Aktivität und Aufmerksamkeit bei Kindern beeinträchtigen“ tragen. Diese Azofarbstoffe (E 102 = Tartrazin / E 110 = Gelborange S / E 122 = Azorubin / E 124 = Cochenillerot / E 129 = Allurarot und E 104 = Chinolingelb) sind für eine Reihe von Lebensmitteln, wie z.B. für nichtalkoholische, aromatisierte Getränke, Süßwaren und Speiseeis, zugelassen. Der Azofarbstoff Tartrazin (E102) welcher auch in Senf, Kunsthonig, Knabberartikeln und Fischprodukten zu finden ist, soll für das Auslösen von Pseudoallergien verantwortlich sein. Betroffene klagen über Unverträglichkeitsreaktionen, bei denen ähnliche Symptome wie bei Allergien (z. B. Asthma, Hautödeme, Nasenbluten) auftreten können, ohne dass das Immunsystem beteiligt ist.
- Phosphate: Genauer gesagt E 338 bis E 341, E 343 und E 450 bis E 452 werden u.a. als Antioxidationsmittel, Backtriebmittel, Säuerungsmittel / Säureregulator und Schmelzsalz vor allem in Babybrei, Backwaren, Fischkonserven, Fleisch- und Wurstwaren, Puddingpulver, Schmelzkäse und in der beliebten Coca Cola eingesetzt.
Phosphatreiche Lebensmittel stehen in dem Ruf, Knochenschäden hervorzurufen, da sie Kalzium aus den Knochen lösen.
Zwar wird überschüssiges Phosphat aus der Nahrung beim gesunden Menschen über die Nieren eliminiert aber bei Nierenkranken besteht die große Gefahr, dass sich der Phosphatspiegel im Blut erhöht. Dieses kann zu Herzerkrankungen und zum vorzeitigen Tod führen. - Aluminium: Aluminiumhaltige Lebensmittelzusatzstoffe (E 173, E 520 bis E 523 und E 541) werden vor allem als Überzüge von Zuckerwaren und für die Dekoration von Kuchen und feinen Backwaren eingesetzt. Sie stehen im Verdacht, an der Entstehung von Alzheimer beteiligt zu sein.
- Geschmacksverstärker: E 620 bis E 625 (Glutaminsäure und Glutamate) werden mit der Entstehung des sogenannten „China-Restaurant-Syndroms“ in Verbindung gebracht. Diese pseudoallergische Reaktion, ausgelöst von chinesischem Essen, das häufig den Geschmacksverstärker Glutamat enthält, macht sich durch Kopf- und Gliederschmerzen, Taubheit im Nacken sowie Übelkeit bemerkbar.
Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung fordert zudem die Neu- bzw. grundsätzliche Festlegung von Höchstmengen einer ganzen Reihe von Zusatzstoffen, da sie im Verdacht stehen, krebserregend zu sein. Die Rede ist hier von E 249 bis E 252 (Nitrate und Nitrite) / E 320 (Butylhydroxianisol) / E 321 (Butylhydroxitoluol) / E 951 (Aspartam) / E 962 (Aspartam-Acesulfamsalz) / E 952 (Cyclamat) / E 954 (Saccharin) / E 150 a-d (Zuckerkulör und Cola-Farbstoff) sowie E 160a (Beta-Carotin).
Auch werden mittlerweile Wechselwirkungen – also wie Zusatzstoffe wirken, wenn mehrere gleichzeitig aufgenommen werden – als große Gefahrenquellen angesehen. Diese sind aber noch nicht ausreichend untersucht und strittig ist auch, ob die Ergebnisse aus Tierversuchen auf den Menschen übertragen werden können.
Unabhängig von all diesen Auffälligkeiten will die EBL bis 2020 aber alle der 320 in der EU erlaubten Zusatzstoffe neu prüfen!
Egal, was dabei herauskommt: Wir Verbrauchen können viel dafür tun, um diese „E-Nummern“ in unserer Ernährung zu reduzieren. Schauen Sie sich die Zutatenliste genau an. Machen Sie sich die Mühe und drucken Sie die oben genannte Liste oder die Aufzählung aus der unten stehenden Buchempfehlung aus und überlegen Sie vor dem Einkauf, ob Sie sich und Ihre Lieben mit unnötig erscheinenden Zusatzstoffen belasten wollen. Lassen Sie Produkte stehen, die mehr E-Nummern als Zutaten an sich beinhalten und kochen Sie so oft es geht frisch. Und frisch kann dann auch Tiefkühlobst und Gemüse enthalten. Denn da stecken zumindest schon einmal keine Aroma- und Farbstoffe und keine Geschmacksverstärker drin, die Sie sonst in großen Mengen in so gut wie jedem industriell hergestellten und verpackten Lebensmittel finden.
Bei unverpackten Lebensmitteln, wie z.B. beim Bäcker oder an der Fleisch-, Wurst- und Käsetheke, aber auch beim Essen im Restaurant, Imbiss oder der Kantine haben Sie folgende Möglichkeiten der Kontrolle:
- An den Frischetheken im Lebensmitteleinzelhandel ist es z.B. üblich, die Angaben auf demselben Schild zu machen, auf dem auch der Preis steht. Bäckereien und Fleischereien machen diese Angaben oft auch in einem Aushang im Geschäft sichtbar oder in dem sogenannten „Zutatenbuch“. Dieses wird auf Wunsch ausgehändigt und enthält dann z.B. beim Bäcker eine komplette Aufschlüsselung der Inhaltsstoffe für jede einzelne Backware.
- In Restaurants, Imbissbuden und Fastfoodketten sind entsprechende Fußnoten auf der Speisekarte üblich. Bei Unklarheiten fragen Sie nach.
- Die Kunden von Kantinen, Mensen und anderen Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung sollten in einem Aushang auf die verwendeten Zusatzstoffe aufmerksam gemacht werden.
Meine Buchempfehlung zu diesem Thema: „Chemie im Essen: Lebensmittel-Zusatzstoffe. Wie sie wirken, warum sie schaden“ von Hans-Ulrich Grimm. Laut einer der vielen Rezensionen: Sehr informativ und gutes Nachschlagewerk! Deshalb sehr zufrieden, eigentlich gehört so was in die Schulbildung, damit die kommende Generation vernünftige Lebensmittel zubereitet…
Veröffentlicht von
Bärbel Puls
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